Sachpolitik und die persönlichen Befindlichkeiten

Sonntagsbraten. Pikant. Herzhaft. Würzig.

Dass, wenn eine neue Kraft die politische Bühne wie mit einem Paukenschlag betritt, manche nicht so erfreut sind, liegt in der Natur der Sache. Insbesondere jene sind nicht sehr erfreut, die selbst ein Viertel bzw. mehr als ein Drittel der Stimmen verloren haben.

Dass in so einem Umfeld die Sachpolitik dann leider oft auf der Strecke bleibt, ist ein negativer Nebeneffekt. Insbesondere, wenn es um die Aufarbeitung von Altlasten geht. Und davon gibt es in Vorchdorf leider zu Hauf. Aber auch, wenn es um neue wichtige Projekte und Ideen geht.

So war in Vorchdorf im letzten Jahr ein extremer “systemischer Widerstand” zu spüren. Es dauerte teilweise Monate bis wir, wenn überhaupt, Unterlagen zu verschiedenen Themen erhielten, man könnte ja was “unangenehmes” finden und womöglich weiter “aufdecken”. Aber auch wenn es darum ging, Amtsvorträge zu den Ausschüssen und zum Gemeindevorstand fristgerecht vorab zu erhalten, um sich einlesen zu können, war viel Widerstand da und es war ein langer und harter “Kampf” diesen aufzuweichen.

So war es bisher wohl übliche Praxis, dass die Mandatare nur mit der Tagesordnung in der Hand (wenn überhaupt) zu den Sitzungen gingen, um dann über teils mehrere hundert Seiten lange Amtsvorträge abzustimmen. Über Sachverhalte, die man überhaupt erst vor Ort vorgelesen bekam. Aus unserer Sicht ein Unding und wahrscheinlich der Grund, warum dann teilweise solche Beschlüsse zustande gekommen sind. Und erst mit Rückendeckung durch die “Gemeindeaufsicht” konnte hier ein gesetzeskonformer Zustand hergestellt werden, und Unterlagen fristgerecht 5 Tage vor der jeweiligen Sitzung bereit gestellt. Viel Energie ist da hineingeflossen. Energie, die man in wichtige Projekte stecken hätte können.

So ist es nach wie vor sehr schwer, dass gemeinsam große Themen angegangen werden können, wie z.B. der Schulneubau. Die historische Chance hier zusätzlich Mittel anzuzapfen, indem man darum gekämpft hätte, dass mehr der “Schottermillionen” in Vorchdorf bleiben, ließ man an sich vorüber gehen. Der Gemeinderat stimme erst kürzlich gegen einen Antrag der Liste Vorchdorf, der in diese Richtung ging.

Und dann kommt noch das Unvermögen dazu, zwischen persönlicher Ebene und der Sachebene zu differenzieren.

Plötzlich wird alles persönlich genommen. Kritik, ob an Vergangenem oder Gegenwärtigem wurde nicht konstruktiv angegangen, wie man es unter Erwachsenen erwarten könnte. Nein. Kritik an Sachthemen wurde plötzlich persönlich genommen. Statt den Ball aufzugreifen begab man sich ins Schmolleck, reichte plötzlich nicht mehr die Hand und blockte ab. Persönliche Befindlichkeiten übernahmen dann die Oberhand.

Doch als Dorfoberster müsste man doch die verbindende Persönlichkeit sein und sich nicht persönlichen Befindlichkeiten hingeben. Man müsste die politischen Akteure zusammenbringen und nicht gegenseitig die Ausgrenzung forcieren. Nun muss man zwar sagen, dass mittlerweile das Händereichen und -schütteln wieder funktioniert. Wahrscheinlich war der interne Druck dann doch zu groß, weil es ja auch kindisch ist, einem gewählten politischen Vertreter nicht die Hand zu geben. Jeder Gemeindevorstand repräsentiert in etwa 1000 Vordorfer:innen. Ich kann ja nicht einfach indirekt 2000 Mitbürger:innen ausgrenzen.

So kann ich allen im Schmolleck nur empfehlen sich das Buch “Das Harvard-Konzept” von Roger Fisher, William Ury und Bruce Patton zu Gemüte zu führen. Es zeigt ganz klar die Vorteile auf, die es mit sich bringen zwischen Sach- und Beziehung- bzw. persönlicher Ebene klar zu differenzieren. Es zeigt, dass man die persönlichen Befindlichkeiten außen vor lassen muss, um dann auch endlich wieder aus dem Schmolleck heraus zu kommen, um wieder gemeinsam konstruktiv zusammenzuarbeiten.

Gerne kann ich auch mein Exemplar herborgen, ich wüsste auch schon an wen.

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